Hochheim. Mit der Anonymisierung von Bewerbungsverfahren kann unbewusster oder bewusster Diskriminierung erfolgreich entgegengewirkt werden. Zu diesem Ergebnis gelangt ein Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS), das durch das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und die Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt an der Europa-Universität Viadrina (KOWA) wissenschaftlich begleitet wurde. An dem Pilotprojekt wirkten zahlreiche Unternehmen und Organisationen freiwillig mit, die ihre Bewerbungsverfahren entsprechend auf anonymisierte Abläufe umstellten. Die Untersuchungen des IZA verdeutlichen, dass nach der Anonymisierung von Merkmalen wie Name, Geschlecht, Alter und Herkunft sowie dem Verzicht auf ein Bewerbungsfoto tatsächlich Chancengleichheit unter den Bewerbenden herrscht. Innerhalb der anonymisierten Bewerbungsverfahren haben also potenziell benachteiligte Gruppen die gleiche Chance auf eine Einladung zu Vorstellungsgespräch oder Eignungstest. Gleichzeitig zeigt das Projekt, dass in Organisationen, die ohnehin bereits Maßnahmen zur Förderung von Vielfalt ergriffen hatten, anonymisierte Verfahren nur ein begrenztes Potenzial entfalten konnten. “Empirische Studien belegen nach wie vor ein erhebliches Ausmaß von Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Durch diese teils verdeckten, teils ganz offenen Benachteiligungen wichtiger gesellschaftlicher Gruppen werden wertvolle Potenziale verschenkt. Insbesondere die Ungleichbehandlung von Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund und älteren Arbeitnehmern verursacht große volkswirtschaftliche Schäden. Diese Ressourcenvernichtung können wir uns künftig, gerade auch im Blick auf den wachsenden Fachkräftemangel, nicht mehr leisten – von den ethischen und gesellschaftspolitischen Aspekten fehlender Chancengleichheit einmal ganz abgesehen”, erklärten die Wissenschaftler.